Am Anfang ist das Dunkel. Nur einige Möwen schreien ins Blicklose hinein. Und täusche ich mich, mischt sich nicht schon hier – wie zufällig – jenes merkwürdige Geräusch darunter, eine Art Knarren im Gebälk, ein ungut knisterndes Etwas: die Zeit?
So lichtlos beginnt am Hamburger Thalia Theater Johan Simons’ Inszenierung nach Motiven von Siegfried Lenz’ „Deutsch- stunde“. Eine Selbsterforschung, Reise ins Herz der Finsternis des eigenen Herkommens, das immer ein Doppeltes meint: Familie und Zeitgeschichte. Dann der erste Satz: „Sie haben mir eine Strafarbeit aufgegeben.“ Noch erleuchtet die kleine Flamme, von der im Folgenden immer wieder die Rede sein wird, nicht die Szenerie, denn es ist von den „Freuden der Pflicht“ die Rede.
Darüber sollte er einen Aufsatz schreiben, aber dazu fiel ihm erst nichts und dann zu viel ein, um es aufschreiben zu können. Also gab er ein leeres Blatt ab. Nun muss Siggi Jepsen hundert Tage Strafarbeit leisten: Erinnerungsarbeit! Aber die Vergangenheit ist für ihn gar nicht vergangen – darum sitzt er nun auch in einer Zelle, denn er hat Bilder des bedeutenden Malers Max Ludwig Nansen gestohlen (Emil Nolde nachempfunden, der in der NS-Zeit Malverbot hatte), aber so würde er das – mit Recht – nicht sehen....