Der Bus stand direkt vor Tür
von Hanns Gallert
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theater der Jungen Welt
Wir Kinder- und Jugendtheaterleute, wir hatten ja nur fünf Theater, wir waren natürlich innerhalb von etwa achtzig Theatern in der ganzen DDR immer noch eine kleine Besonderheit und hatten viele Kontakte. Und wir in Leipzig, so ein kleines unbedeutendes Theater, fuhren seit 1974 Jahr für Jahr zu etwa zehntägigen Tourneen auch ins so genannte »feindliche Ausland«, auch nach Westdeutschland. Und der eine durfte mitfahren, der andere nicht, es gab immer irgendwelche Schwierigkeiten.
Trotzdem war viel möglich. Auch die Klischees – Unverheiratete durften nicht mitfahren – wurden mal gebrochen, wenn es nötig war. Je nach Laune. Wir waren 1974 in Westdeutschland, und ab 1974 eigentlich bis 1982/83 regelmäßig. 1983 starb das dann allmählich aus, dann gab es auch neue Reisegesetze, ab 1982. Ich weiß noch, ich habe die Reisegenehmigung dann wieder beantragt, weil wir Einladungen kriegten – auf die Genehmigung warte ich heute noch.
Die Westreisen waren nicht einmal so besonders angenehm, weil sie durch sehr viel Bewachung gekennzeichnet waren. Da wurde zum Beispiel nach der Vorstellung in einer westdeutschen Stadt der Bus so platziert, dass nur noch ein Meter Platz zum Ausgang blieb, und da stand dann unser technischer Direktor, ein strammer Genosse, und der passte auf. Vor allem bei...