Ähhh, tja!“ Linkisches Gefriemel am Jackenbund. Wieder einmal steht er zwischen uns, das heißt: vor uns und damit zwischen uns und dem Theater. Der Dramaturg: Hornbrille, Cordsacko, Jeans. Letzteres ein verzweifelter Versuch der Lässigkeit. Steht vor uns, weil er erklären soll: Stück … laberlaber … Deutung … laberlaber. Dabei ist er doch eigentlich ein Fragender. „Der Theaterpädagoge antwortet. Der Dramaturg fragt.“ Aber das sei ja nicht mehr gewünscht. „Der gesamte deutsche Stadt- und Staatstheaterapparat wurde … längst in einen gesamtdeutschen Fragenbeantwortungsapparat umfunktioniert.“ Ohne Einführung gehe beim Zuschauer gar nichts mehr. Totale Verengung des Erwartungshorizonts, gerade in Hannover. Allmacht einer riesenhaften Gegenwartsbanalität. Permanente Beschäftigung mit Nichtigkeiten. Hannover Messe! Hannover Zoo! Hannover 96! „Tja.“ Pause. „So sieht das aus.“ Lars-Ole Walburg ist seit fünf Jahren Intendant des Schauspiels Hannover – ein Typ für solche „Tjas“ ist er eigentlich nicht.
Schon als Gastregisseur unter Wilfried Schulz – und diese Geschichte erzählt man sich noch heute – schnallte er für die Uraufführung von Albert Ostermaiers „Erreger“, einem schwitzenden Theatermonolog über die fiebrige Gewinnsucht eines in Quarantäne gesetzten Traders, den Schauspieler Thomas Thieme auf einen Seziertisch – und erst rund eine Stunde später wieder ab. Neun Jahre danach ließ er, nunmehr selbst Intendant, in einer...