Ermanna Montanari, Marco Martinelli, Sie haben 1983 zusammen mit Luigi Dadina und Marcella Nonni das Teatro delle Albe gegründet, dessen künstlerische Strategie sich seitdem aus der Verknüpfung von theatralischer Tradition, deren ursprünglicher Erzählfunktion, mit der Suche nach Neuem speist. Sie sind ein Paar. Was bedeutet es da, zusammenzuarbeiten?
Ermanna Montanari: Wir können nicht anders. Es passiert. Das verbindet uns, das trennt uns, zerstört uns, ist unsere Freude. Eine Spirale. Es ist unsere Entscheidung, unser Schicksal, das wir verwirklichen.
Hatten Sie nie Lust, die Rollenverteilung, Sie Schauspielerin, Sie Regisseur, zu durchbrechen?
Marco Martinelli: Seit vielen Jahren kündigen wir jede neue Arbeit von uns mit dem Begriff „ideazione“ an, „Grundidee“, denn am Anfang steht immer eine Gedankenverbindung, eine Alchemie, aus der Text, Bühnenbild, Regie und Rezitation hervorgehen. Wie beim Schachspiel betrifft jeder neue Zug uns beide, wird gemeinsam durchdacht. Dann setzen sich die Akzente. Ermanna beschäftigt sich mehr mit dem Bild, mit der Bühne, den Kostümen, während ich mich mehr dem Schreiben und der Regie widme. Diese Verzweigungen erfolgen immer erst nach der gemeinsamen Grundidee.
Montanari: Es ist so, als ob alles, was wir täglich tun, was wir lesen und was wir sehen, einen Stoff produziert, etwas ans Licht bringen würde. Das...