klasse & kitsch
Das Preis- & Gagensystem
von Julia Reichert
Erschienen in: Love Play Fight – Dein Neumarkt 2019-2025 (06/2025)

Wie kam’s?
Frühjahr 2020. Plötzlich Pandemie. Schon wieder Lockdown. Unsere erste Spielzeit ist jäh unterbrochen, wir planen die zweite, ohne zu wissen, unter welchen Bedingungen. Noch schwirren durch den öffentlichen Diskurs Fantasien von Solidarität, Rücksichtnahme auf Schwächere und Systemrelevanz von Kunst – sie werden sich nicht lange halten. Wir wollen, bei allem Schock, die Chance, die die Unterbrechung der Normalität zu bieten scheint, nicht vorüberziehen lassen (siehe auch Kapitel 10: Masken auf, die Hüllen fallen). Was folgte, war ein Innovationsschub, man könnte auch sagen: viel Zoom, Trial & Error, die Gründung der Digitalsparte und künstlerische Versuchsanordnungen, die den eh breiten Fokus des Unbedingten Theaters nochmal sprengten und erweiterten, ein verstärktes Bekenntnis zu nachhaltigerem Produzieren. Und zwei weitere zentrale Setzungen, nicht im Spielplan, sondern im Kern der Struktur, da wo das Spiel und vor allem auch der Spass aufhört: bei den Finanzen. Institutionelle Selbstbefragung ernstgenommen oder auch: Put your money, where your mouth is – wir überarbeiten die Gagen unserer Gastkünstler:innen. Wir schaffen ein egalitäres Gagensystem, das flexibel verschiedene Formen von Zusammenarbeit abbilden kann, aber allen eine transparente und vergleichbare Grundlage anbietet, weil uns die «historisch gewachsenen» Unterschiede in den Künstlerinnengagen ohnehin nicht einleuchten wollen. Und wir überarbeiten die Eintrittspreise...