Dostojewskis Roman wird vom Theater seit langem geliebt, obwohl doch jeder um dessen gefährliche Untiefen bei einer Umsetzung auf der Bühne weiß. Der Kriminalfall „Axtmord einer Petersburger Wucherin“ mit anschließendem Duell zwischen Staatsanwalt Porfirij Petrowitsch und Student Rodion Romanowitsch Raskolnikow, dem bis zum Geständnis nichts bewiesen werden kann, läuft als dialogintensive Ermittlung mit vielen Wendungen als Hauptprogramm. Wie viel Drumherum ist noch fürs Theater wichtig? Und vor allem: Wie viel Inneres des nach allen Regeln des Gewissens philosophischen Mörders, das den Kern des Romans ausmacht, kann in einer Adaption zur Darstellung kommen? Alles geht nicht.
Alexander Suckels Bühnenfassung versucht, die traumhaft überreizten Erinnerungen Raskolnikows zusammen mit den äußeren Vorgängen, vom Mordplan bis zur Verurteilung, in eins zu setzen – und dazu noch ein soziales Panorama von Figuren unterschiedlichster Couleur vorzuführen. Die Geschichte in ihrem Verlauf als einerseits verworrene, andererseits aber immer auch scharfsinnige Erinnerung zu erzählen, sie zugleich auf der Bühne als tatsächliches Drama erscheinen zu lassen, ist ambitioniert. Raskolnikow erschafft seine Geschichte – für Zuschauer, die ihn aber eher nur als Beteiligten sehen.
Für diese Setzung findet der Hallenser Intendant Matthias Brenner als Regisseur in der grundsätzlichen Anlage des Bühnenraums von Nicolaus-Johannes Heyse die alles riskierende Spielfläche. Eine fast...