Vier Schauspieler, zwei Musiker sitzen zu Beginn im Lichtschein eines sehr modernen Lagerfeuers: Auf zusammengerollten Kabeln sind Neonröhren bodennah aufgeschichtet. Ab und an hält einer seine Hände vor die künstliche Lichtquelle, als wäre Wärme zu spüren. Alle stöbern in Bücherklassikern zum Klimawandel sowie zur synthetischen Biologie, geben sich gegenseitig Lesetipps, tauschen sich aus. Es ist ein gänzlich unaufgeregter Beginn für einen fulminanten Abend mit radikalen Tempowechseln. Über die Rezitation von Eichendorffs „Mondnacht“ wird das benannt, was verloren ist: eine idyllische Natur, welche die Kraft hat, Himmel und Erde zu vereinen. Die Rezitation bricht folgerichtig ab, geht über in ein gemeinsames Gebet. Wieder und wieder beschwört die Lagerfeuergesellschaft eine Passage aus Angela Merkels Rede auf dem Kopenhagener Klimagipfel 2009: „Die Lebensgrundlage des Menschen langfristig zu bewahren, es gibt wohl kaum eine wichtigere politische Aufgabe als diese, denn die wissenschaftlichen Ergebnisse sind eindeutig: Er (der Klimawandel) bedroht unser Wohlergehen, unsere Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung – wenn wir nicht entschlossen gegensteuern. Nicht irgendwann, sondern – jetzt.“
Zyklisch und folgenlos zieht sich der Theaterloop, passend zur Tatenlosigkeit politischer Rhetorik, zunehmend überlagert von der exzentrischen Wildheit einer sich zum Sturm steigernden Bühnenmusik. Martin Schütz und Bo Wiget entfesseln im kongenialen Nebeneinander eines klassischen und eines...