USA
Die kommende Spielzeit am Broadway
Erschienen in: Theater der Zeit: Surrealismus und was man dafür hält (12/1946)
Assoziationen: Nordamerika Dossier: USA

Der kommende Winter wird eine reiche Auslese der amerikanischen Dramenliteratur auf allen wichtigen Bühnen Berlins zu theatralischem Leben erwecken. Mit den Aufführungen von ‚Leuchtfeuer', ‚Drei Mann auf einem Pferd' und ‚Wir sind noch einmal davongekommen' ist erwiesen worden, daß amerikanische Stücke in Berlin wieder ‚ziehen'.
Der gebildete Berliner wird so allmählich zum Kenner auf dem Gebiet amerikanischen Theaters heranwachsen. Er mag sogar schon gehört haben, daß der bedeutendste Bühnenautor Amerikas, Eugene O'Neill, sich vor zwölf Jahren völlig vom Theaterbetrieb zurückgezogen hat, um einen Zyklus von acht Stücken zu schreiben: die Dramatisierung des Schicksals einer amerikanischen Familie und der Geschichte Amerikas selber während der Jahre von 1754 bis 1932.
Es ist deshalb leicht verständlich, daß O'Neills Rückkehr zum Broadway, die vor etwa zwei Wochen stattfand, eine Sensation erster Ordnung für alle New-Yorker ‚Premierentiger' war. Die Kritiken preisen das Stück in Superlativen. Der neue O'Neill ist betitelt ‚Der Eismann kommt'. ‚Eismann' steht als ein neues Symbol für ‚Sensenmann'. Die Aufführung der ‚Theatre Guild' im Martin Beck-Theater erlaubte dem Publikum (das bis zu 25 Dollar für ein Billet gezahlt hat), sich während einer Pause von 75 Minuten Dauer durch ein Abendessen für den vierundeineviertel Stunde währenden Kunstgenuß zu stärken. Eintrittskarten zu der Aufführung...