Quelle 12: Johann Georg Geisselbrecht – Ein verkanntes Puppenspiel-Genie der Goethe-Zeit
von Lars Rebehn
Erschienen in: Lektionen 7: Theater der Dinge – Puppen-, Figuren- und Objekttheater (10/2016)
„[…] kommen sie bald, damit sie den göttlichen Hanswurst noch sehen, und zu ihrem Freund machen.“ Clemens Brentano
Der Marionettenspieler Johann Georg Geisselbrecht nimmt bis heute eine absolute Ausnahmestellung im deutschen Puppenspiel ein. Kein anderer Puppenspieler seiner Zeit spielte vor so vielen bedeutenden Persönlichkeiten, bewegte sich spielend in verschiedenen Literaturszenen und beteiligte sich an den gesellschaftlichen und kulturellen Diskursen wie er. Geisselbrecht hatte einen ganz besonderen Humor und war selbstbewusst. Eine Scheu vor großen Leuten hatte er nicht und sein Gespür für tagesaktuelle Stoffe war außergewöhnlich.
Lehr- und Wanderjahre
Geboren wurde Johann Georg Geisselbrecht am 23. November 1762 in Hanau in der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Seine Familie stammte väterlicherseits aus Franken und hatte über Generationen das Schuhmacherhandwerk ausgeübt. Ob Geisselbrecht eine Lehre als Schuhmacher absolvierte, ist ungewiss. In jedem Falle schloss er sich während seiner Wanderzeit mit zwanzig Jahren einem Marionettentheater an. 1790 war Geisselbrecht bereits Besitzer einer eigenen Bühne. Der erste bekannte Spielort war Solothurn in der Schweiz. Um diese Zeit wurde auch die älteste Tochter vermutlich im Elsass geboren. In den 1790er Jahren konzentrierte sich Geisselbrecht auf Baden, die Pfalz und das Rheinland. […]
Im Sommer 1796 finden wir den Prinzipal erstmals in Franken. In Nürnberg waren schon seit...