Nicolas Stemann, der erste Text von Elfriede Jelinek, den Sie inszenierten, war „Das Werk“ im Jahr 2003. Was bedeutete das für Sie, einen Jelinek-Text auf die Bühne zu bringen? Was hat Sie angezogen, was eventuell auch abgestoßen?
Ich dachte zunächst, dass ich das nicht machen kann. Ich war ziemlich am Anfang meiner Regielaufbahn, hatte gerade mit „Hamlet“ und ein paar anderen Stücken erste Erfolge gehabt, als das Burgtheater auf mich zukam. Sie hatten „Das Werk“ in Auftrag gegeben, nach dem „Sportstück“ sollte es die zweite Zusammenarbeit zwischen Elfriede Jelinek und Einar Schleef werden. Nun war, während Elfriede daran schrieb, Einar Schleef gestorben – und sie wussten nicht, was sie jetzt damit machen sollten. Das Stück war als großes Chor-Epos geschrieben: Es gab den „Chor der Peters“ und den „Chor der Heidis“, den „Chor der Hänsels und Tretels aus dem Arbeiterheer“, am Schluss trat dann noch der „Chor der Mütter auf der Dammkrone“ auf. Man merkte, wie sehr Elfriede beim Schreiben an Schleef gedacht hatte. Alles an diesem Stück schrie nach Schleef als Regisseur. Ich wusste nicht, was ich da zu suchen hatte. Außerdem verstand ich bei den ersten Leküreversuchen wirklich nur Bahnhof.
Dass ich schließlich doch zusagte, lag an einem...