Über massenindustriell hergestellte Brötchen, wie sie mittlerweile in immer größerer Dichte die Regale der Bäckereiketten überschwemmen, hat Einar Schleef in seinen Tagebüchern einmal festgehalten, dass diese deswegen nach nichts schmecken, weil ihnen der entscheidende Geschmacksträger fehlt: die Schmutzpartikel an den Bäckerhänden nämlich, die sich beim Kneten und Rollen des Teigs als Dreckkrümelchen mit einreiben. In der technisch rückschrittlichen DDR seien deswegen die Brötchen notgedrungen immer schmackhafter gewesen als im Westen.
Der Bühnen- und Kostümbildner, Regisseur und Autor Horst Sagert, den Schleef an einer anderen Stelle seiner Tagebücher als denjenigen Theaterkünstler bezeichnet hat, der für ihn der wichtigste gewesen sei, da er als einziger in der DDR versucht habe, die Tragödie wieder auf die Bühne zu bringen, ist 1934 als Sohn eines Bäckermeisters und Konditors in der pommerschen Kleinstadt Dramburg (Drawsko) geboren. Und vielleicht ist es kein Irrweg, sich Sagert zunächst unter dem Gesichtspunkt dieser Herkunft aus einer kleinstädtischen Backstube zu nähern. Denn tatsächlich gehört zu den ersten Qualitäten, die an seinen Bühnenbildern und -entwürfen, seinen Masken und Kostümen, seinen Zeichnungen, Aquarellen und Skulpturen auffallen können, genau das, was einen guten Bäckermeister (nicht nur) nach Schleef wohl ausmacht: eine ausgeprägte Lust am Handgemachten und Präindustriellen, am Basteln und am Werkeln, die...