Was Kritiker berichten und Schauspieler erzählen
von Burghart Klaußner und Thomas Irmer
Erschienen in: backstage: KLAUSSNER (09/2019)
Das interessiert mich, weil das auch für die Selbstbildung natürlich eine Rolle spielte, das Wissen, was machen die anderen.
Aber es gab natürlich auch damals schon ältere reisende Schauspieler, die dann von anderen Städten erzählten, in denen sie gastierten. Das war natürlich ein Nimbus, wenn man am nächsten Tag aus dem Flugzeug etwas später auf die Probe kam. Das hatte also bereits gewaltigen Glanz. Und dann wurde berichtet, wie es woanders zuging. Auch das war eine Quelle natürlich.
Auch das mündliche Berichten spielte eine große Rolle.
Ja, unbedingt. Was auch wirklich bemerkenswert und wichtig ist, es gab Schauspieler – ich nenne nochmal den Namen Alexander Wagner –, die sehr weit zurückblickten, nicht nur in ihren Erlebnissen, sondern auch Erinnerungen, die also bis in die dreißiger Jahre Kenntnis und Verbindungen hatten. Nicht, weil sie so alt waren, sondern weil stark tradiert wurde. Das ist ja auch ein österreichischer Zug. Wagner war ein Halbroma, ein Jenischer, ein Halbzigeuner sagte man damals, aus Salzburg. Jugendfreund von Thomas Bernhard. Zu meiner Bildung als Traditionalist trug das viel bei.
Arbeit mit historischem Gedächtnis. Mir scheint das in den siebziger Jahren, auch mit solchen Inszenierungen von Nel, mit solchen Stücken wie Rotter, auch gar nicht anders...