Wenn in der Geschichte nicht so viel Wahnsinn am Werk wäre, bräuchten wir das Theater nicht. Jedenfalls nicht dieses Thalheimer-Reese-Nunes-Theater, wo es stockdunkel bliebe, wenn nicht wenigstens der Mond die Szene beschiene. An Licht herrscht Mangel in allem Überfluss. Denn alles Licht ist dem Dunkel abgetrotzt. In der Mitte der Nacht entfaltet das Licht seine stärkste Kraft, heißt es bei Rembrandt, und da klingt es noch optimistisch. Um den Wahnsinn, das Dunkel des gelebten Augenblicks und jenes mühsam durchdringende Licht geht es in den ersten drei Inszenierungen der Nach-Peymann-Ära am Berliner Ensemble. Licht ist Leben, gewiss, aber es gibt Tausende Arten, eine Sache zu beleuchten. Von Camus’ Caligula bis Brechts Richter Azdak sehen wir lauter Grenzgänger jenes Zwielichts, in dem die Gespenster wohnen.
Zweifellos, es herrscht ein neuer Geist an diesem Hause, ein radikaler, ein abgründiger. Forcierte Ästhetik gegen klare inhaltliche Botschaften! Den neuen Hausherren mangelt es an einem gewiss nicht: an Skepsis gegenüber dem berufsmäßigen Optimismus des traditionellen Brecht-Theaters. Oder wie Thalheimers Dramaturg Bernd Stegemann mit Heiner Müller sagt: Brecht fortsetzen kann man nur gegen Brecht. Ist dies die Stunde der Dialektiker? Thalheimer scheint eher ein letzter Ritter der Romantik, wie er da nach der Vorstellung von „Der kaukasische...