Gornaya, in „Island. Als Freunde sind wir erbarmungslos“ spielen Sie mit Sprachebenen, stellen die Kommunikation der Figuren generell infrage. Dabei ist Ihr Blick pessimistisch. In Ihrem Text „Sprache und Politik“ berufen Sie sich auf Thomas Bernhard: „Außerhalb des Zitierens gibt es kein Sprechen mehr.“ Gibt es im Text dennoch die Hoffnung auf Kommunikation?
Nein, in „Island“ sehe ich keine Kommunikation mehr. Der Einzige, der noch spricht, ist Kolschitzky. Allein von ihm sind menschliche Äußerungen zu vernehmen. Er sagt „Ich friere“ oder „Ich habe Angst“. Das sind Regungen, die ihn als Individuum ausmachen. Bei den anderen würde ich sagen, nein. Natürlich sprechen meine Figuren nicht in Zitaten. Doch da ist nichts, was sie aus ihrer eigenen Wirklichkeit heraus generieren. Die Missverständnisse sind schon so in Stein gemeißelt, dass nichts Neues daraus entstehen kann. Die Sprache ist in diesem Stück gleich einer Partitur, die sich vom Individuum und von einer konkreten Situation losgelöst hat.
Man spürt beim Lesen, dass es nicht die eigene Sprache der Figuren ist. Militärischer Befehlston ist eine Triebfeder der Kommunikation. Für das Stück haben Sie viel in historischen Quellen recherchiert. Dennoch entstehen daraus komplexe Figuren, die in einem grotesken System gefangen sind. Wie haben Sie diese Ebenen verknüpft?...