Der historische Kontext
Konsumkultur
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Die allgemeine Aufwertung des Sinnlichen, die sich in diesen kulturellen Bewegungen ausdrückte, war/ist eine wesentliche/unabdingbare Schubkraft des konsumakzentuierten oder kurz Konsum-Kapitalismus, der sich, im Zuge der enormen Steigerung seiner Produktivkraft, gegen Ende des Jahrhunderts auszubilden begann, und der künstlerische Paradigmenwechsel ein Moment dieser Prozesse. Mode, neue Verkaufsstrategien, exponentiell wachsende Technologisierung und Dynamisierung der Lebensvorgänge und Veränderungen zur industriellen Massenproduktion zusammensehend, hob der Soziologe Werner Sombart 1902 die Bedeutung der sinnlichen Reize der Waren und als neues Element ihre Bedarfsgestaltung für das kapitalistische Gesellschaftsgefüge hervor. Nachgeholfen vom Großproduzenten, gebe es die Urbanisierung des Bedarfs „oder, wenn man will, Konsums“. Mit den Veränderungen der Technik und der äußeren Lebensbedingungen seien Menschen herangewachsen, die die Rastlosigkeit und Unstetigkeit ihres inneren Wesens, und des, sinngemäß, damit verbundenen Konsums, in der äußeren Gestaltung zum Ausdruck zu bringen trachten. Sie wollen den Wandel ihrer Gebrauchsgegenstände. Zwar sei Mode nicht nur dem 19. Jahrhundert eigen. Aber erst jetzt gebe es neue Qualitäten wie die unübersehbare Fülle von Gebrauchsgegenständen, auf die sich Mode bezieht, das rasende Tempo des Modewechsels. Der Sinn „für das Derbe, Solide, Dauerhafte“ werde geringer, „und an seiner Stelle trete „die Lust am Gefälligen, Leichten, Graziösen, am Chic“.261 Aus...