Theater der Zeit

Welt Theater Geschichte

Eine Kulturgeschichte des Theatralen

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Assoziationen: Dossier: Bühne & Film Dossier: USA Joachim Fiebach Benno Besson

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Szene aus einer Aufführung von Wole Soyinkas Guerilla-Theater in Zaira, Nordnigeria, 1983. Foto Joachim Fiebach
Szene aus einer Aufführung von Wole Soyinkas Guerilla-Theater in Zaira, Nordnigeria, 1983.Foto: Joachim Fiebach

Vorbemerkung

Als das Fernsehen in den 1960er Jahren praktisch jede Wohnung besetzt hatte und sich die Konturen einer audiovisuell durchmediatisierten Gesellschaft abzeichneten, schien es, als könnten theaterkünstlerische Darstellungen, die sich nur im Zeitraum personal unmittelbarer, nicht-mediatisierter Kommunikation realisieren, perspektivisch gesehen jede soziokulturelle Bedeutung verlieren. Ein kritischer historisch-materialistischer Blick in die Geschichten des Theaters, der historischen Kurven und Brüche seiner gesellschaftlichen Funktionen und seiner gestalterischen Formen schien meinem Freund Rudolf Münz und mir unverzichtbar, um die gegenwärtige Situation und, hoffentlich, weitere, künftige Entwicklungen genauer verstehen und so als Theaterforscher produktiv in ihnen wirken zu können. Wir nahmen Anlauf zu einem Buch zur Geschichte deutschen Theaters in ihren komplexen soziokulturellen, auch international-europäischen Verflechtungen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Das Projekt tendiere zu …

ERSTER TEIL

  • Die Vormoderne

    Wann und wie entwicklungsgeschichtlich frühe Gesellschaften theatral handelten und ob sie Theater als spezifische, gleichsam ästhetisch dominante Praktik ausdifferenzierten, ist unbekannt. Für Tätigkeiten, die an den lebenden Körper gebunden sind, …

    von Joachim Fiebach

Erster Teil. Die Vormoderne. I. Theatrale Lebensgestaltung

  • Daseinsdeutung historisch früher Gesellschaften

    Wann und wie entwicklungsgeschichtlich frühe Gesellschaften theatral handelten und ob sie Theater als spezifische, gleichsam ästhetisch dominante Praktik ausdifferenzierten, ist unbekannt. Für Tätigkeiten, die an den lebenden Körper gebunden sind, …

    von Joachim Fiebach

  • Macht des Ideologischen

    Rituelle Theatralität war ein entscheidender Faktor der Durchsetzung und Stabilisierung sozial hierarchischer, kasten- und klassenmäßig differenzierter vormoderner Gesellschaften. Herrschaft realisierte sich nach Georges Balandier als pouvoir sur scènes (Macht auf …

    von Joachim Fiebach

  • Theatralität des mythisch-religiösen Denkens

    Die theatrale „versinnbildlichende Praxis“ des Ideologischen, oder anders des Weltanschaulichen, speziell des mythisch-religiösen Denkens der Dinge, ist auch der Rahmen, in dem sich die große Tradition ausdifferenzierten Theaters während der …

    von Joachim Fiebach

Erster Teil. Die Vormoderne. II. Theater als besonderes gesellschaftliches Feld

  • Das ästhetische Interesse

    Die weitgehende Symbolik der lebensweltlichen und systemischen Vorgänge vormoderner Gesellschaften dürfte gleichsam zur Ausbildung und Ausdifferenzierung des Phänomens Theater als ein besonderes künstlerisch-kulturelles Feld (Pierre Bourdieu) „gedrängt“ haben. Poetizität ist …

    von Joachim Fiebach

  • Formen des Ausdifferenzierens von Theater

    Die Grenzen zwischen dem theatralen Machen, das eingebettet in gleichsam notwendige (instrumentelle) Tätigkeiten Ziele erreichen soll, und jenem, das sich dominant dem (ästhetischen) Wahrnehmen darbietet/ausliefert, sind nicht immer genau zu …

    von Joachim Fiebach

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  • Das Theater der Oral Performance

    Mündliche Dichtung (oral literature) am Beispiel der Ntshoma-Genres in Südafrika studierend, kam Harold Scheub in den 1960er Jahren zu dem Schluss, man betrachte hier nicht eine Form der Kurzerzählung, „sondern …

    von Joachim Fiebach

  • Antike Tragödie und Wege zum No

    Die Großen Dionysien, die jährlich im März stattfindende praktische Auseinandersetzung mit dem Gott Dionysos, wurden das zentrale festlich-rituelle Ereignis Athens, nachdem Peisistratos sie in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. …

    von Joachim Fiebach

Erster Teil. Die Vormoderne. III. Ideologisches Potenzial und ästhetische Strategien

Erster Teil. Die Vormoderne. IV. Das Widersprüchliche der Dinge

  • Das Komisch-Lächerliche und das Ernste

    Das pragmatische, mythisch-religiöse ganzheitliche Denken und seine Praktiken, für die die natürliche Welt in aktiver Verbindung mit einer übernatürlichen „anderen“ Welt steht, ist in hohem Maße ein Erklärungs- und Wertungssystem …

    von Joachim Fiebach

  • Lachen mit den Toten in Ozeanien

    Den Rahmen eines vernünftigen Verhaltens und Denkens aufbrechend oder anfechtend dekonstruiert man clownesk die Ordnung ursprünglich schriftloser Ethnien im Südpazifik. Mit Tricks der Verkehrung, des Widerspruchs und der Übertreibung erzeugt …

    von Joachim Fiebach

  • Weise Clowns und aggressive Frauen (Afrika)

    Komik, Clowneskes, ironische Verkehrungen waren noch in den 1950er Jahren integrale Bestandteile von als existenziell notwendig gedachten und also hochernsten Initiationen in Dörfern der Bambara Westafrikas. Sie dürften aktuelle Varianten …

    von Joachim Fiebach

  • Tanzende Totengeister im Südwesten Nordamerikas

    Indigene Gesellschaften des amerikanischen Südwestens (Hopi und Zuni) dachten/denken und leben das aktive Zusammenspiel des wahrnehmbar Irdischen mit dem Wirken nichtirdischer, übernatürlicher Kräfte theatral. Ihre vom mythischen Begreifen der Welt …

    von Joachim Fiebach

  • Variationen komischen Theaters

    Während der Großen Dionysien Athens musste ein Dramatiker, zumindest bis in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr., ein komisch-heiteres Satyrspiel zusammen mit drei Tragödien als seinen Wettbewerbsbeitrag aufführen …

    von Joachim Fiebach

  • Verkehrungsrituale in Afrika und Amerika

    Die Gogo in Tansania lebten als Ackerbauern und Viehzüchter in voneinander weitgehend unabhängigen Großfamilien und Hauswirtschaften. Einzig einem Ältestenrat wurde umgrenzte, nur für einige rituelle Zwecke ausgeübte Autorität über die …

    von Joachim Fiebach

Zweiter Teil. Der historische Kapitalismus in Europa (16. – 18. Jahrhundert). I.

  • Die Ordnung der Welt als geordnetes Theater

    Das europäische Mittelalter kannte keine beherrschende Norm (Theorie) für die Strukturierung eines theatralen Geschehens. Hugo von Sankt Viktors Erläuterung zu Denkfiguren und gesellschaftlichen Praktiken seines 12. Jahrhunderts referiert in einem …

    von Joachim Fiebach

  • Das aristotelisch regelmäßige Drama

    Parallel zur naturgetreuen Gestaltung des Bühnenraums entwickelte sich das Dogma des „geschlossenen“, normativ regelgemäßen (literarischen) Dramas, verstanden als der Kern, ja das Wesen von Theater. Die Handlungen und Beziehungen seiner …

    von Joachim Fiebach

  • Modernes wissenschaftliches Denken

    In der Vorstellung, dass Kunst die den Sinnen gegebene Ordnung der Welt möglichst wahrheitsgemäß, in ihren wirklichen Gestalten abzubilden habe, und im rationalistischen Diktat, wie das zu realisieren sei, äußerte …

    von Joachim Fiebach

  • Buchdruck mit mechanischen Lettern

    Die normative Privilegierung des Wortes, also auch des Literarischen auf dem Theater, gerade im Europa des 16. Jahrhunderts, scheint aber auch durch Wahrnehmungswirkungen des Buchdrucks mit mechanisch verwendbaren Lettern gefördert …

    von Joachim Fiebach

  • Das Literarische als das Theater

    In der Vorstellung, dass Kunst die den Sinnen gegebene Ordnung der Welt möglichst wahrheitsgemäß, in ihren wirklichen Gestalten abzubilden habe, und im rationalistischen Diktat, wie das zu realisieren sei, äußerte …

    von Joachim Fiebach

  • Anschauungsverzicht und abstrahierendes Denken

    Verstärkt ist diese Akzentuierung wohl durch die Tendenz des modernen wissenschaftlichen Denkens zur Abstraktion, in diesem Sinne zur Entkörperlichung, zumindest zur Vernachlässigung des Sinnlichen (hier des Theaters). Die Griechen etwa …

    von Joachim Fiebach

Zweiter Teil. Der historische Kapitalismus in Europa (16. – 18. Jahrhundert). II.

  • Eine andere Moderne I: Shakespeare

    Neben der Herausbildung des regelgemäßen, rationalistisch genormten Theaters vollzog sich der historisch entscheidende, weiterwirkende theaterkünstlerische Umbruch in wesentlich anderen Formen. Als kulturelle Produkte und Faktoren in der Ausbildung frühkapitalistischer Verhältnisse …

    von Joachim Fiebach

  • Neues Verhalten zur Welt

    Die kommerzielle Organisation allein war nicht das historisch Neue. Das Kabuki arbeitete recht ähnlich. Entscheidend neuartig war die Weltsicht der öffentlichen, stehenden Theater, waren die Art und Weise, wie sie …

    von Joachim Fiebach

  • Vielschichtig-dissonantische Realitäten

    Von den historisch neuen komplexen Realitäten erzählen am umfassendsten Shakespeares Stücke. Aus einer relativ wohlhabenden Bürgerfamilie in Stratford-upon-Avon stammend, war er bereits 1592 in London als Stückeschreiber bekannt. Er hatte …

    von Joachim Fiebach

Zweiter Teil. Der historische Kapitalismus in Europa (16. – 18. Jahrhundert). III.

Zweiter Teil. Der historische Kapitalismus in Europa (16. – 18. Jahrhundert). IV.

Zweiter Teil. Der historische Kapitalismus in Europa (16. – 18. Jahrhundert). V.

Zweiter Teil. Der historische Kapitalismus in Europa (16. – 18. Jahrhundert). VI.

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert

  • DAS (LANGE) 19. JAHRHUNDERT1 1Der Historiker Jürgen Osterhammel datiert das Jahrhundert, in dem sich der industrielle Kapitalismus voll entfaltete, vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, …

    von Joachim Fiebach

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert. I.

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert. II.

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert. III.

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert. IV.

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert. V.

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert. VI.

Dritter Teil. Das (lange) 19. Jahrhundert. VII.

Vierter Teil. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. I.

Vierter Teil. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. II.

Vierter Teil. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. III.

Vierter Teil. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. IV.

Vierter Teil. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. V.

Fünfter Teil. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts I.

Fünfter Teil. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts II.

Fünfter Teil. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts III.

Sechster Teil. Ausblick

  • Zum Abschluss meiner Streifzüge suche ich Fluchtlinien zu deuten, in denen sich Theatermachen seit Ende der 1980er Jahre im Zuge der weltweiten neoliberalen Um- und Ausgestaltung aller wesentlichen Lebensbereiche und …

    von Joachim Fiebach

  • Das Verschwinden der Geschichte im Medial-Gegenwärtigen

    Der Grundvorgang, die tendenzielle Unterwerfung aller Lebensbereiche unter den kapitalistischen Verwertungsprozess, unvollständig auch Privatisierung genannt, hat – bisher jedenfalls – die Organisation, die ökonomische Verfassung, die physische Existenzmöglichkeit von Theater …

    von Joachim Fiebach

  • Theater in der „flüchtigen Moderne“

    Theaterkunst kann den neoliberalen Verführungen, wie der kurze Blick auf Arbeiten wie die von Sellars, des Théâtre du Soleil, von Thomas Ostermeier zeigte, widerstehen. Die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz wurde …

    von Joachim Fiebach

  • Szene aus „Nach Moskau! Nach Moskau“ in der Regie von Frank Castorf. Vorn im Bild Bernhard Schütz als Ossip. Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin 2010. Foto Thomas Aurin

    Nicht Realismus, sondern Realität

    Theaterkunst kann den neoliberalen Verführungen, wie der kurze Blick auf Arbeiten wie die von Sellars, des Théâtre du Soleil, von Thomas Ostermeier zeigte, widerstehen. Die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz wurde …

    Foto: Thomas Aurin

  • Inseln des Widerstands

    Gemeinschaften, die sich um bestimmte Projekte oder autonome Identitäten bilden, wie Manuel Castells es nennt, können sich dem übermächtigen Druck des Systems entziehen: These identities are external to the organizing …

    von Joachim Fiebach