„Macht*Spiel*Geschlecht“ hat das Theater Osnabrück die siebte Auflage des Festivals Spieltriebe überschrieben. Mit den Sternchen dringt die geschlechterneutrale Sprache bis in den Festivaltitel; tatsächlich folgen die zwölf Inszenierungen dem Zeitgeist weniger streng, als die Geste vermuten lässt. Das gilt schon für den Ausgangspunkt, Sara Stridsbergs „Valerie Solanas, Präsidentin von Amerika!“ – das Stück, das alle Zuschauer sehen, bevor sie auf fünf Routen Spielorte im ganzen Stadtgebiet aufsuchen. Mit wütender Pose und heimlichem Schmerz spielt Maria Goldmann die Extrem-Feministin, die alle Männer vernichten wollte und am 3. Juni 1968 Andy Warhol niederschoss. Die deutsche Erstaufführung schildert Stationen der Selbstradikalisierung Solanas, vom Missbrauch im Kindesalter über den Selbstentwurf als intellektuelle Prostituierte bis zum enttäuschten Künstlertum in der Factory.
Marlene Anna Schäfers Inszenierung funktioniert als exzentrische Fußnote zur Frauenbewegung – als Festivalauftakt führt sie in die Sackgasse. Feminismus wird hier als Verirrung eines Einzelschicksals pathologisiert und durch seine Gewalt komplett diskreditiert. Und weil Solanas Denken selbst in moderateren Passagen von Biologismen durchdrungen ist, bleibt es ohne jeden Anschluss an die aktuelle Debatte. All die Transgender-Geschichten, Diskursparodien und Frauenschicksale, die noch folgen, können sich nur davon abgrenzen.
Am schönsten gelingt dieses Absetzen einem Stück, das sich mehr für den Spielortwechsel als für das Festivalthema...