Theater der Zeit

Ein Theater wird ruiniert und ein Staat verfällt

In einem Gespräch im Frühjahr 1977 zwischen Heiner Müller, Manfred Dietrich und Thomas Wieck sprach Müller über seine Erfahrungen mit der Volksbühne und über die ungewisse Zukunft der Volksbühne und die möglichen Folgen für sein Schreiben ohne dieses Theater.

von Heiner Müller, Manfred Dietrich und Thomas Wieck

Erschienen in: Recherchen 169: Wir waren die Müller-Spieler – Hermann Beyer, Michael Gwisdek, Dieter Montag über die Kunst des Schauspielens in der DDR (01/2024)

Assoziationen: Volksbühne Berlin

Heiner Müller: Bauern war, glaube ich … wenn ich das hinterher so ansehe, fällt mir ungeheuer auf, wie … na, es erinnert mich sehr an mittelalterliche deutsche Kunst, also das ist so ein bisschen die Methode der Figurenzeichnung. Also Cranach, Dürer, sehr viele Details … was man in schlechten Monografien »liebevoll« nennt … Aber auf jeden Fall mit einem wirklichen Interesse auch für die Leute, die da vorkommen. Und das habe ich danach verloren. Und das hat auch die DDR-Dramatik verloren. Und das war ein ungeheurer Verlust, dass das nicht stattfinden durfte. Das war wirklich ein Riß, glaube ich, in der Entwicklung der Dramatik … dass das fünfzehn Jahre gedauert hat, auch für mich. Weil, das habe ich nie wieder gefunden.

Das ist nicht unbedingt meine Schuld allein. Ein bisschen hat auch die DDR, die Regierung, aufgrund des ständigen Belagerungszustands, der ständigen Zwänge, politisch und ökonomisch, das Interesse an den Menschen verloren. Und das ist einfach eine Reflexion dieser Haltung, die dann auch in der Dramatik ablesbar ist.

Manfred Dietrich: Wenn man so will, ist das Interesse an Menschen ein Luxus, den wir uns leisten.

Müller: Ohne Leute geht es doch viel besser, das ist doch klar.
Die Scheiße ist...

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