Ludwig Carl möchte einen guten Eindruck machen. Was wir von ihm denken, ist ihm überaus wichtig. Schließlich hat er sich viel vorgenommen. Der gelernte Elektriker, der vor einiger Zeit seine Frau verloren hat, möchte seine Gäste überzeugen, ihnen ihre Befürchtungen wie auch ihre Vorurteile nehmen. Also gibt er sich freundlich und offen. Jede Zuschauerin und jeden Zuschauer, die das dunkle Kellertheater U2, die kleinste Spielstätte des Münsteraner Theaters, betreten, begrüßt Ludwig Carl persönlich. Sie sollen sich wohlfühlen in diesem Saal, der auch sein Wohnzimmer sein könnte. Also bietet er dem Publikum Kekse aus dem Supermarkt und Kaffee aus einer großen Thermoskanne an. Die Pappbecher, in denen er ihn serviert, sind übrigens Sonderanfertigungen und mit Ludwig Carls eigenem Wappen verziert.
Dieses Wappen ist der erste Hinweis darauf, worum es diesem Mann tatsächlich geht. Sein Ansinnen ist so radikal wie seine politischen Ansichten. Das Publikum soll sich endlich aus seiner Erstarrung lösen und wie er alle Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland kappen. Ludwig Carl ist ein „Reichsbürger“, also einer dieser „Selbstverwalter“, die ihren Grund und Boden „für unabhängig erklären“ und sich das von der „Exilregierung Deutsches Reich“ beurkunden lassen. Lange Zeit wurden diese Separatisten, die gegen die „BRD-GmbH“ agitieren und von einem autarken...