Noch ist es ein aufregendes Provisorium. Die Theaterkasse befindet sich in einem Container, und das mächtige Gebäude des Flechtheimspeichers ist noch eingerüstet. Der umgebende Hafen ist eine belebte Jugendmeile, die am Wochenende „rockt“. Die frühere Spielstätte des privaten von Stadt und Land geförderten Wolfgang Borchert Theaters hatte lange ausgedient: dringend renovierungsbedürftig, zu eng das Foyer, der Bühnenhimmel zu niedrig, die flache Bühne ein Raum, der den Aufführungen seine Ästhetik diktierte. Dank des Architekten Jörg Preckel ist ein variabler und luftiger Bühnenraum entstanden, der 146 Plätze fasst. Anlässlich der Wiedereröffnung im Flechtheimspeicher im September 2014 erinnert eine Uraufführung an den früheren Besitzer und Namensgeber Alfred Flechtheim. Von Haus aus Getreidehändler, aber nach dem Herzen Sammler, Kunsthändler, Kurator und Verleger, war Flechtheim eine der wichtigsten Figuren der europäischen Kunstwelt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu seinen wichtigsten Errungenschaften gehörte die von ihm kokuratierte und vor zwei Jahren vom Wallraf-Richartz-Museum in Köln rekonstruierte Sonderbund-Ausstellung 1912, die erstmals Maler wie Cézanne, Gauguin, van Gogh und Picasso präsentierte und bis heute als „Mission Moderne“ in ihrer prägenden Wirkung Beachtung findet.
Die litauische, seit einigen Jahren in Deutschland lebende (und auf Deutsch schreibende) Autorin Arna Aley hat die akribischleidenschaftlich zusammengetragene Flechtheim-Biografie des Stadtarchivars Ottfried...