Jahre der Überraschung
von Peter Carp
Erschienen in: Arbeitsbuch: Peter Carp – Weltempfänger in Luzern, Oberhausen und in Freiburg (04/2025)

War es die internationale Atmosphäre in der Schweiz oder die große Freiheit, die uns Dominique Mentha gab – oder beides? Auf jeden Fall stelle ich mit dem Abstand von einigen Jahren fest, dass in der Zeit, in der ich das Schauspiel in Luzern leiten durfte, die Elemente, die wir dann in Oberhausen fortsetzen, die zum „Erfolg von Oberhausen“ wurden, entwickelt wurden. Internationale Künstler wurden ans deutschsprachige Stadttheater geholt, Regisseure mit extremen Regiesprachen arbeiteten mit dem Ensemble, Stadtraumprojekte unter Beteiligung der Bevölkerung öffneten eine neue Sicht auf die scheinbar vertraute Realität und sprachen neue Publikumsgruppen an.
In der Vorbereitungszeit für Luzern besuchte ich in Charkiw in der Ukraine den Regisseur und Theaterleiter Andriy Zholdak, damals noch eine Art Geheimtipp, und war überwältigt von seinem extrem sinnlichen und bildkräftigen Theater. Auf dem Rückflug gab es eine überraschende Zwischenlandung in Zürich, die ich nutzte, um zu Dominique Mentha nach Luzern zu eilen und ihm von meiner ukrainischen Entdeckung vorzuschwärmen. Mentha verstand sofort, dass wir hier einen Ausnahmekünstler entdecken konnten, und innerhalb von zehn Tagen hatte Zholdak ein Visum für die Schweiz und Flugtickets nach Zürich.
Zholdak war fasziniert von der Schweiz, Luzern, dem See und vor allem von den Schwänen. Und einer dieser...