Es beginnt als luftig-leichtes Spiel der Sommerlüfte. Vor einem fliedervioletten Landschaftsprospekt sitzen die beiden Leonores auf Gartenstühlen. Die eine schlüpft aus ihrer schwarzen Seidenstrumpfhose, um die schlanken Füße in einem Blechkübel mit kaltem Wasser zu kühlen, während ihre sonnenbebrillte Freundin lediglich die Zehen eintaucht. Man fächelt sich Luft zu und plaudert über Tasso, diesen „wunderbaren“ Dichter, der adelt, „was uns gemein erschien“. Dann schaut auf einen Sprung Alfons II. vorbei, der Herzog von Ferrara höchstselbst (Sebastian Gerasch im Hipsterlook mit entsprechendem Bart und Hut), um zu verkünden, dass bei aller sommerlichen Leichtigkeit nun auch mal wieder Regierungsgeschäfte ins Haus stehen: Staatssekretär Antonio hat seine Rückkehr aus Rom angekündigt. Vor dessen Ankunft gilt es aber noch, Tasso zu bekränzen, der eben sein jüngstes Epos in die Schreibmaschine gehämmert hat.
Des Titelhelden Dichterklause ist in Landshut in der ersten Etage eines Baugerüstes eingerichtet. Halb Baumhausrefugium, in das sich Tasso wie ein bockiger Bub verkrümelt, wenn er sich wieder einmal nicht verstanden fühlt; ein Wolkenkuckucksheim, in dem er der Welt entrückt, seiner schöpferischen Arbeit nachgeht und dem Publikum dabei buchstäblich den Rücken zukehrt. Und halb Zelle, in der Tasso später seinen Arrest absitzen wird, nachdem er (von Antonio provoziert) ausfällig geworden ist.
Goethes...