Im Landestheater Niederösterreich bei der Premiere von „Utopia“ nach Thomas Morus: „Was machen wir denn jetzt?“ Die vier Schauspielenden Zeynep Bozbay, Tim Breyvogel, Florian Haslinger und Johanna Wolff rasen auf die Bühne, drücken sich erschrocken gegen die Wand. Die toupierten Haare wippen zur Dringlichkeit der Frage. Die Körperhaltung kurz vorm Absprung Richtung: „Ich hab’s jetzt nicht verstanden“. Schon der erste Satz des Abends, in waghalsigem Tempo gesprochen und von den darauffolgenden Satzkaskaden überschwemmt, formuliert ein Unbehagen. Oder zumindest eine Unsicherheit. Die Unwägbarkeit der Welt, des Lebens und des Sprechens nicht in „einer Gleichung zu lösen oder analytisch auf eine These zu reduzieren“, so formuliert Regisseurin Milena Michalek ein Hauptinteresse der Arbeit des Theaterkollektivs YZMA.
Gegründet 2014 im Hinblick auf die Teilnahme am Nachwuchswettbewerb des Theaters Drachengasse in Wien, ist „Utopia“ die fünfte Produktion von YZMA. Und die erste an einer institutionalisierten Landesbühne. Auf „Morsch“, für das YZMA den Publikumspreis des Nachwuchswettbewerbs erhielt, folgte 2015 „Abendsand“, ebenfalls in der Drachengasse. Für das KosmosTheater, eine weitere Wiener Off-Bühne, entstand Anfang 2016 „Anatomie des Faultiers“ und die vierte Produktion, „Spektakel Total!“, eröffnete an der Drachengasse die laufende Spielzeit. Mit der Premiere am Landestheater Niederösterreich ist das Publikum nun größer und diverser geworden. Weniger...