Magazin
Stückweise Brecht
Brecht und das Fragment. Hg. von Astrid Oesmann und Matthias Rothe, Verbrecher Verlag, Berlin 2020, 240 S., 22 EUR.
von Erik Zielke
Erschienen in: Theater der Zeit: Elektro-Theater – Der virtuelle Raum (04/2021)
„Brecht und das Fragment“, so lautet der Titel des Tagungsbandes, der auf die Brecht-Tage 2018 in Berlin zurückgeht und im Verbrecher Verlag erschienen ist. Das klingt ein bisschen nach trockener Germanistik. Dass die Lektüre sich dann doch sehr kurzweilig ausnimmt, liegt an der umsichtigen Auswahl an Beiträgen, die einen Eindruck von sehr unterschiedlichen Formen der praktischen Beschäftigung mit Bertolt Brechts Werk gibt. So gewährt beispielsweise Martin Kölbel, Herausgeber von Brechts „Notizbüchern“, von denen ein weiterer Band noch in diesem Jahr erscheinen wird, Einblick in die herausfordernde Editionsarbeit.
In einem Gespräch geben einige Übersetzerinnen und Übersetzer, die an der englischsprachigen Sammlung „Brecht and the Writer’s Workshop. Fatzer and Other Dramatic Projects“ beteiligt sind, welche Brechts Stückfragmente in einer Auswahl zugänglich macht, Auskunft darüber, wie ein Umgang mit den nicht abgeschlossenen Werken aussehen kann. Dabei stand nicht der Wunsch nach einer historisch-kritischen Herangehensweise im Mittelpunkt, vielmehr wurde ein pragmatischer Ansatz – auch mit Blick auf die Theaterpraxis – gesucht. Tom Kuhn etwa sagt zu seiner „Fatzer“-Übertragung: „… ich rekonstruiere eine Fabel, weil mir bei dem ganzen Band vorschwebte, dass er nicht nur für Leser, sondern auch für das Theater Material liefert.“ Zahlreiche Beispiele aus der Übersetzerwerkstatt, an denen das unmittelbar deutlich wird,...