Jürg Kienbergers Hommage an Huldrych Zwingli war kaum über die Bühne gegangen, da wurden die Geburtstagsfeierlichkeiten des TamS vom Virus gestoppt. Die fast 100-jährige Charlotte von Bomhard hätte das nächste der Gastspiele von Freunden und Weggefährten bestellen sollen, in deren Vorbereitung das Leitungsteam der freien Bühne im Münchner Stadtteil Schwabing ein halbes Jahr Arbeit gesteckt hat. Dann musste – wie überall – alles auf Eis gelegt werden. Begonnen hatte die Sause zum halben Jahrhundert des Theaters am Sozialamt – so der volle Name des TamS – passgenau schon im Februar, weil am 27. Februar 1970 ein junges Puppenspieler- und Pantomimenpaar das ehemalige Brausebad in der Haimhauserstraße 13 erstmals mit Bühnenleben füllte.
Die Karl-Valentin-Weide, die der Sprachspieler Philip Arp und seine Frau Anette Spola zwei Jahre später pflanzten, wächst bis heute in der Schwabinger Hinterhofoase, deren gepflegte Wildheit etwas Präparadiesisches hat. Während die schwere Eingangstür ins innere Eden chronisch klemmt, flutschen die Aufführungen auf der Minibühne umso geschmeidiger. Von Arps erstem „Valentinaden“-Abend, der im Juni 1971 den existentialclownesk-melancholischen TamS-Stil begründete, über Valentins „Weltuntergang – Riesenblödsinn“ 1996 bis zur Jubiläumspremiere „Trotz des großen Erfolgs. Eine Revue des Scheiterns“ im Januar dieses Jahres hat sich das von der Süddeutschen Zeitung zum „Welthinterhoftheater“ geadelte...