Es war die Erfahrung der rassistischen Fremdbestimmung, die den jungen Frantz Fanon bei einem Spaziergang in Lyon stolpern und zusammenbrechen ließ. Der promovierte Mediziner war aus Martinique kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach Frankreich gekommen, um am Wiederaufbau seiner Nation mitzuwirken, als ein Junge auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu seiner Mutter rief: »Schau, ein Neger, ich habe Angst.«
Frantz Fanon erfährt hier am eigenen Leibe, was bereits William Edward Burghardt Du Bois in seinem Schlüsselwerk THE SOULS OF BLACK FOLK (1903) erstmals als das doppelte Bewusstsein und mit der Metapher des Schleiers beschrieben hatte.
Es ist sonderbar, dieses doppelte Bewusstsein, dieses Gefühl, sich selbst immer nur durch die Augen anderer wahrzunehmen, der eigenen Seele den Maßstab einer Welt anzulegen, die nur Spott und Mitleid für einen übrig hat. Stets fühlt man seine Zweiheit, als Amerikaner, als Schwarzer. Zwei Seelen, zwei Gedanken, zwei unversöhnte Streben, zwei sich bekämpfende Vorstellungen in einem dunklen Körper, den Ausdauer und Stärke allein vor dem Zerreißen bewahren.
Du Bois beschreibt die Geschichte der Afroamerikaner als eine Geschichte dieses Kampfes, den Schleier wegzuziehen, als eine Sehnsucht, das doppelte Selbst in ein wahres Selbst zu transformieren, ohne dabei eine seiner kulturellen Identitäten,...