Dieser Roman ist wie unterwegs geschrieben. Oder im Rausch. Oder sehr wütend. Seine Phantasie ist eine, die so nahe an unseren Möglichkeiten liegt, dass es fast unheimlich ist: Im Jahr 2015 wird aus den 53 Städten des Ruhrgebiets eine einzige: die Ruhrstadt, genannt die 54. Stadt. Die ehemaligen Städte werden zu Stadtteilen einer Megacity. Dabei arbeitet jede der ehemals klammen Kommunen ihre eigene Corporate Identity heraus: In Wesel wird gedichtet, in Essen werden Filme gedreht, Dortmund ist für Mode zuständig, Bottrop wird ein Fitnessparadies, im grauen Oberhausen regieren die Transen, und Duisburg wird die Lagerhalle des fusionierten Potts. Die Phantasmagorie des Autors Jörg Albrecht hat Hand und Fuß. Lange schon wird das arbeitslos gewordene Ruhrgebiet als Hort der Kreativwirtschaft ausgerufen.
„Anarchie in Ruhrstadt“ heißt nun der in diesem Jahr erschienene Roman von Albrecht, der dem Lieblingskind von Wirtschaftsförderung und Kulturpolitik endlich einmal die Maske vom Gesicht reißt und zur Grundlage eines aufregenden theatralen Abenteuers wurde: Die Gruppen kainkollektiv, LIGNA, Invisible Playground und copy & waste waren sich schnell einig, das gemeinsam geplante Projekt, Auftakt einer langfristig angelegten Kooperation zwischen dem Theater Oberhausen und dem Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr, nahmen sich des Romanthemas an. Gemeinsam richteten sie im September...