Hope for the Future
Zirkus als Praxis der Hoffnung
Erschienen in: Re-thinking Objects – Der non-human turn im Zeitgenössischen Zirkus (VOICES III) (06/2022)
Assoziationen: Performance Zirkus
Ein Text von Marie-Andrée Robitaille
Inmitten der vierten industriellen Revolution, des sechsten Massenaussterbens, der globalen Erwärmung und einer weltweiten Pandemie sieht sich die Menschheit mit einer zunehmenden Zahl komplexer und schwieriger Krisen auf dem Planeten Erde konfrontiert. In den Jahren 2020 und 2021 war der Sektor der darstellenden Künste wie gelähmt, und jetzt, im Jahr 2022, schwanken wir zwischen der Rückkehr zur Normalität und dem Übergang zu einer neuen Normalität. Die Art und Weise, wie wir schaffen, produzieren und vermarkten, ist unterbrochen worden. Auf einer größeren ökosozialen und politischen Ebene scheinen die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf der Erde während der Pandemie deutlicher sichtbar geworden zu sein. Das lädt uns zu der Frage ein: Was bedeutet es heute, ein Mensch zu sein? Genauer gesagt, zwingt die Covid-19-Pandemie die Zirkuskünstler:innen dazu, die Art und Weise, wie wir arbeiten und über die Zirkuskunst denken, zu revidieren. Was bedeutet es, heute ein:e Zirkuskünstler:in zu sein? Wie kann Zirkus relevant bleiben? Und welche Verbindungen könnten die Zirkuskünste mit der umfassenderen Frage des menschlichen Engagements in der Welt haben?
Zirkusartist:innen sind gut darin, mit Unbestimmtheit und prekären Situationen umzugehen: Auf dem Schleuderbrett muss man auf einem kleinen Bereich des Bretts landen; wenn man es verfehlt, kann...