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Film: Doppelgängerspiel
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: This Girl: Die Schauspielerin Johanna Wokalek (09/2014)
Die Jüdin Nelly (Nina Hoss), die in Auschwitz erniedrigt und gefoltert wurde, kehrt im Sommer 1945 nach Berlin zurück. Weil ihr Gesicht von den NS-Schergen schwer zerstört worden ist, unterzieht sie sich einer Operation – um sich gleich nach ihrer Genesung auf die Suche nach ihrem Mann Johnny (Ronald Zehrfeld) zu machen. Der aber glaubt fest daran, dass Nelly das Lager nicht überlebt hat, erkennt die Frau, die ihm gegenübertritt, nicht und stellt bei ihr bestenfalls eine beunruhigende Nähe zur verlorenen Geliebten fest. So schlägt er ihr ein perfides Spiel vor: Sie soll in Nellys Rolle schlüpfen, damit er sich das Erbe ihrer im Holocaust ermordeten Familie sichern kann …
Wie schon in „Yella“ oder „Barbara“ erschafft Christian Petzold auch in Phoenix eine Zwischenwelt zwischen Leben und Tod, Tag und Traum, um über Fragen von Liebe und Verrat, Vergessen und Verdrängen, die Rekonstruktion von Glück und die aus Trümmern geborene Hoffnung nachzudenken. Sein Kammerspiel greift auf Elemente der deutschen Filmgeschichte zurück: Wer sich das helle Gesicht Hildegard Knefs vor Augen führt, das im ersten deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ aus der Masse der Übriggebliebenen herausleuchtet, wird in Nina Hoss gleichsam eine moderne Wiedergängerin finden. Das Problem des Films:...