Wie viele der Publikationen des Soziologen Heinz Bude handelt auch seine neueste – „Adorno für Ruinenkinder. Eine Geschichte von 1968“ – davon, wie verschiedene Generationen an einem historischen Punkt zusammenkommen. Da sind die fünf interviewten Akteure von ’68, geboren zwischen 1938 und 1940, die ihre Kindheit in Kriegsruinen verbrachten. Und dann gibt es den Autor selbst, Jahrgang 1954, der schon in den Achtzigern aus einer eher distanzierten Haltung das Gespräch mit den Altaktivisten für sein 1995 veröffentlichtes Buch „Das Altern einer Generation. Die Jahrgänge 1938–1948“ suchte. Ein Tableau, das Bude nun 2018 zum Jubiläum von ’68 reinszeniert, darum kreisend, welche „Erlebnisschichtung von einer Kindheit im und kurz nach dem Krieg“ zur „Rebellion gegen das Ganze“ und letztlich zur „Adaption ans Unveränderbare“ führten. Es stellt sich also auch die Frage danach, was von der großen Revolte heute geblieben ist.
Unter den Interviewten befinden sich bekannte Namen wie der Drehbuchautor Peter Märthesheimer, der mit Rainer Werner Fassbinder arbeitete, und der Gründer des Merve Verlags, Peter Gente. Andere lässt Bude unter Pseudonym sprechen, so eine Adelheid Guttmann und einen Klaus Bregenz, bei denen es sich vermutlich um die feministische Radioikone Gesine Strempel und den marxistischen Ökonomen Helmut Reichelt handelt. Alle teilen sie eine...