Magazin
Immer wieder Shakespeare
Dem Übersetzer, Publizisten und Dramaturgen Maik Hamburger zum Gedenken
Erschienen in: Theater der Zeit: Russian Underdogs – Victoria Lomasko und Kirill Serebrennikov (03/2020)
Er hieß Michael, aber in Büchern und Aufsätzen nannte er sich, um Verwechslungen mit dem gleichnamigen Lyriker zu vermeiden, Maik, eine Verdeutschung des Namens, mit dem ihn seine Mitschüler und Mitstudenten in Großbritannien gerufen hatten. Geboren wurde er 1931 in Schanghai, wo seine Mutter, die später Ruth Werner hieß und eine Schwester Jürgen Kuczynskis war, von Richard Sorge für den Geheimdienst der Roten Armee angeworben wurde. Von China, wo ihr Mann, der Architekt Rudolf Hamburger, eine nachhaltige Aufbauarbeit leistete, führte ihr Weg über viele Zwischenstationen nach London, wo sie später als Kontaktfrau zu Klaus Fuchs, der als Kernphysiker Mitarbeiter am amerikanischen Bombenprojekt war, eine weltpolitische Rolle spielte. Rudolf Hamburger hatte unterdes in Persien geheimdienstlich für die Sowjetunion gearbeitet; dorthin entlassen, lohnte es ihm das Vaterland aller Werktätigen, indem es ihn zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilte. Erst 1955 sah Maik Hamburger seinen Vater wieder; er nahm seinen Architektenberuf wieder auf und schrieb Erinnerungen, die der Sohn 2013 herausgab, das erschütternde Dokument einer katastrophenreichen Epoche.
Maik Hamburger ist trotz anhaltender Ermunterung nicht dazu gekommen, seine eigenen Erinnerungen zum Buch zu formen. Aber es gibt Bruchstücke, und ein solcher Text ist im Internet mühelos auffindbar, er heißt „Das verschenkte Glasperlenspiel“. Abrufbar sind auch...