Rot ist die Schreibmaschine, die auf der Bühne die grau-grüne Konkurrentin blass aussehen lässt. Ist Rot demnach das farbliche Mittel der Wahl, um sich in Szene zu setzen oder aber von sich abzulenken? Darüber könnte man lange sinnieren im Hinblick auf den 1942 geborenen Schweizer Hermann Burger, der 1989 Suizid begangen hat. Dieser Autor setzte sich gerne in Szene: Er liebte Schlapphüte, Zigarren, Zaubertricks und schnelle Autos. Wie seinen Ferrari. Einen roten, der an der Tankstelle mitten in der Stadt stets Bewunderer anlockte. Nicht verwunderlich, dass über Burger im (heute) etwas über 20 000 Einwohner zählenden Aarau geklatscht und getratscht wurde. Diese Stadt ist Hauptort des Kantons Aargau und wird von Hermann Burger im Roman „Lokalbericht“ aufs Korn genommen.
Obwohl 1970 geschrieben, ist Burgers Erstling erst im Oktober diesen Jahres veröffentlicht worden: Ein literarischer Paukenschlag, weil darin bereits zentrale Motive seines späteren Schaffens enthalten sind – das Reflektieren über das eigene Schreiben, das Spiel mit Realitätsebenen und literarischen Zitaten, die wechselnden Erzählperspektiven und die mäandernde, sich in Schachtelsätzen ausdrückende Sprache, die keine Angst vor brillanten Kalauern kennt. „Lokalbericht“ verdient gelesen zu werden – zu Hause. Doch gehört der Roman, sagt Peter-Jakob Kelting, Künstlerischer Leiter des Theaters Tuchlaube, auch zwingend auf...