Die Beats der Einstürzenden Neubauten, sagt Silke Johanna Fischer, gehören unbedingt zu Heiner Müller, zu einem so absurden Collagestück wie „Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei“ ohnehin. Die Regisseurin erzählt die Geschichte großer Männer als Absturz. Denn sie wollen immer nur darüber hinwegtäuschen, dass sie den elenden Wurm, den sie auch in sich tragen und der sich krümmt und windet in ihrer Seele, mit viel Stechschritt und Pflicht statt Neigung für immer still machen. Für immer? Müller nennt den „Gundling“ ein „Gräuelmärchen“ – es ist ein Totentanz der ungelebten Wünsche, des ausgebliebenen Vatermords, von unterdrückten Trieben, die nun aus dem Grab heraus nach uns greifen.
Als ich ihr sage, dass ich ihre Tim-Burton-Fantasien nicht haben möchte, aber es ihr ja offenbar gut damit zu gehen scheint, lacht sie. Silke Johanna Fischer überfordert andere gern mit ihren kraftvollen, fast schon hermetischen Bilderwelten. Über vier Jahre war sie Regieassistentin, erst in Zittau, dann in Chemnitz. Seit dieser Spielzeit arbeitet sie als freie Regisseurin. Die eigenen Inszenierungen, die sie bisher in Chemnitz – ermutigt von Schauspieldirektor Carsten Knödler – vorlegte, sind auf ihre Weise immer kompromisslose Exerzitien jener inneren Zerrissenheit, die jeder, der handelt, aushalten muss. Mehr noch: Man muss...