Durs Grünbein, in „Die Weiden“ geht es um eine Reise auf einem großen Fluss, die Ufer bevölkert von bösen und verstockten Karpfenmenschen, es drohen einige Gefahren. An einer Stelle heißt es, dies sei ein Gleichnis für trübe Zeiten.
Der Ausspruch mit dem Gleichnis stammt von der Protagonistin Lea und fällt im Vorspiel. Sie ist eine junge Philosophin, eine Akademikerin, aus einer amerikanischen Großstadt, die eine Flussreise unternehmen möchte. Der Fluss befindet sich in Europa und verbindet mehrere Länder, er fließt von West nach Ost – man wird also keine Probleme haben, das Vorbild dieses Flusses zu erkennen. Ihre Eltern aber haben Sorgen aufgrund dieser Reise, und der Vater erzählt die Legende von den Karpfenmenschen. Lea begreift dies als ein Gleichnis trüber Zeiten, unvorstellbar für die Gegenwart. Sie ist furchtlos. Sie glaubt nicht, dass die Vergangenheit sie einholen wird. Sie weiß die Verhältnisse zu analysieren. Sie glaubt, archaische Affekte rational bewältigen zu können. Sie beginnt die Reise, aber während dieser kommt es zu einem Zerfallsprozess.
Eine Flussreise ist ja eine starke literarische Metapher. Man kennt die Reisen flussaufwärts, eine Erkundung der Quellen, der Ursprünge. Flussabwärts ist man selbst im Strom, in dem der Geschichte oder der Verhältnisse, im Flow, wie es...