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Magie der Klangräume

Die Räume der Bühnenbildnerin Rebecca Ringst wirken wie Organismen – sie atmen ein und aus, wachsen und sterben ab

Erschienen in: Theater der Zeit: Schauspiel oder Performance? – Walter Hess und Matthias Lilienthal über die Debatte um die Münchner Kammerspiele (02/2017)

Assoziationen: Akteure Residenztheater

Kann sein, dass sie Stimmen hört. Auf die antwortet sie. Ihre Bühnenräume sind visualisierte Klangräume, in denen sich etwas bewegt. Im besten Falle verwandelt es sich dann. Ein Fall von angewandter Magie. So wie in Kopenhagen am Betty Nansen Teatret. Dort schuf sie für Calixto Bieitos „Voices“ eine Wand bloß aus Lauten. Die Stimmen der Menschheit sollten darin gleichsam archiviert werden. Die Bühne: eine Wand bestehend aus verschiedensten Lautsprecherboxen, dazu Bilder von Mündern und Augen – und alles das bewegte sich mit- und gegeneinander. Eine lebende Klagemauer, die sich noch dazu drehte. Hier wurde der Raum selbst zur Szene.

Wie kommt Rebecca Ringst auf derartige Ideen? Diese Art der Collage, die sich unbekümmert aller Medien bedient, habe sie früh schon an Christoph Schlingensief beeindruckt, sagt sie. Wie sie im „Nola’s am Weinberg“ in Berlin-Mitte hinter ihrer Tasse Ingwertee sitzt, blaues T-Shirt mit blauer Strickweste darüber (die mit einer auffallend schmucklosen Form von handwerklich grob gearbeiteter Sicherheitsnadel zusammengehalten wird), vermutet man in ihr nicht sofort eine der weltweit erfolgreichsten Bühnenbildnerinnen der jüngeren Generation. Sie ist auf ungewöhnliche Weise natürlich in ihrer Ausstrahlung – dabei macht sie hochartifizielle Bühnenräume lebendig und setzt in ihnen überaus vertrackte Gedanken aus. Lasst sie erst mal...

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