Theater ist langweilig. Performance beliebig. Und andersrum. Es geht um Mimesis, geniale Sinnstiftung, Repräsentation und (Welt-)Interpretation, meistens durch lineare Geschichten und Wahrnehmungsweisen aus der Dunkelkammer. Oder es geht um Spielarten und Projekte, die bloß authentisch sein und gleichzeitig das Authentischsein infrage stellen wollen. In den performativen Projekten sehen wir dann nur Auflösung, Distanziertheit, zu viel davon wird auch Coolness genannt, Ohnmacht und Selbstreferenz, das Ganze unter dem Diktat einer Liveness-Kultur, die ahistorisch und antiutopisch zugleich ist.“
Das sind Zitatfragmente, man hört sie oft, hier und da, so oder anders, auch im kanadischen Toronto beim Festival Summer-Works. Theater- und Performanceschaffende unterstellen sich immer wieder gegenseitige Komplizenschaft mit diesem und jenem restriktiven Denk- oder Wirkungssystem. Und sie versuchen immerfort zu beschreiben, was und wie das Theater/die darstellende Kunst sein kann oder soll: dringlich, sinnlich, poetisch, partizipatorisch, politisch, magisch, zugänglich, realitätsbezogen, kritisch, utopisch, unterhaltend und so weiter. Auch wenn solche Streitigkeiten oft fruchtbar sein können, gibt es andere, dringlichere Dinge, die viele Theaterschaffende beschäftigen: zum Beispiel die dubiosen Tendenzen, Theater als Handelsware und – die in Toronto ohnehin nicht besonders ausgeprägte – öffentliche Theaterförderung als Verhandlungsmasse zu sehen.
Theater ist die Kunst des Bezugs: Es kann dabei sowohl um die Intensivierung als auch...