Improvisation heißt ganz gewiss nicht irgendwann irgendwas irgendwie machen. Improvisieren heißt handeln unter möglichst freien Umständen. Mit sich handeln, aus sich handeln. Es ist der schöpferische Aufenthalt bei sich selbst. Das Schöpferische ist hierbei nicht die Freiheit, sondern die Befreiung. Die Freiheit ist ein Zustand, ein Resultat, eine Haltung, die man sich erworben hat, sich erwerben will. Manchmal wird sie einem gestattet, häufiger nicht erlaubt oder begrenzt.

Befreien hingegen ist ein Prozess, der bewegt und verändert. Improvisation ist nicht nur der freie Umgang mit etwas, sondern der befreiende. Dabei spielt auch die Anstrengung, spielt die Belastung und die Überwindung von Hindernissen eine Rolle. Man muss etwas haben, von dem man sich befreien will, kann und wird. Zu sagen: „Improvisiere in aller Freiheit!“, ist nur eine flache Ansage, ein flotter Spruch. Aber: „Befreie dich mit dem, was du tust“, das beschreibt den Vorgang. Es sagt: Mach dich auf einen Weg. Sei nicht – werde!

Deshalb ist das Podest oder der Spielort ein Raum, wo man sich mit dem, was man tut, befreien kann. Und mit dieser Befreiung stellt man etwas her. Man gelangt dahin, wo man noch nicht war. Improvisation ist immer Handeln, weil dabei eine Reihe von Widerständen...