Der letzte Tag. Silvester. Nach Mitternacht. Das Paar kehrt in Elisabeth Krenns Grazer Wohnung zurück. Graz – verhasste Stadt! Kellerkindheit in Schmutz und schimmliger Kälte. Knöcheltiefes Laub und Nebel im Park. Die Wohnung, eine schicke Beletage vielleicht, zumindest großbürgerlich, muss dem einstigen Unterschichtenkind, jetzt Fäkaliendramatiker und Aufs-Maul-schau-Dichter, wie eine Insel vorgekommen sein, eine Insel der Ruhe, eine Insel des Ekels, faszinierend und abstoßend zugleich. Gegen drei Uhr morgens stürzt im Souterrain des Hauses ein Betrunkener durch die Schaufensterscheibe eines Geschäfts. Elisabeth Krenn verlässt die Wohnung. Ein paar Stunden später ist Werner Schwab tot.
Was genau sich an diesem 1. Januar 1994 abspielte, bleibt Mythos, im Dunkeln, wie das Kellerkind: Werner Schwab, der vor fast genau 20 Jahren, womöglich an einem Herzstillstand nach exzessivem Alkoholkonsum, starb. Eine Rückkehr ins Dunkel, nach einem kurzen, alles verzehrenden Leben. Der Theaterkritiker Helmut Schödel, auch er ein Besessener seines Metiers, hatte kurz nach Schwabs Tod dessen Lebensgeschichte verfasst. „Seele brennt“ heißt dieses irre Buch, das anlässlich des 20. Todestags des Dichters in kleiner, exklusiver Auflage von 1000 Stück als Hörbuch erschienen ist, eingesprochen in weiten Teilen von Schödel selbst in seinem raunenden, doch immer staunenden In-den-Bart-Genuschel-Ton, begleitet u. a. von Maximilian Simonischek, Peter Turrini und...