Zwimpfers Bühnenwelten
von Tilman Raabke
Erschienen in: Arbeitsbuch: Peter Carp – Weltempfänger in Luzern, Oberhausen und in Freiburg (04/2025)

Zunächst herrscht ein Durcheinander. In „Das Leben Eduards des II.“ sind die Menschen in einer Umgebung angesiedelt, deren Unheil schon der schiefe Tisch verrät. Hier wie noch 2015 in „Moi non plus“ erscheinen sie in einem Licht, das an die Kälte der 70er Jahre erinnert, und in einem Habitat, dessen Fülle von Dingen kein schönes Wohnen miteinander zuzulassen scheint. Nur scheinbar paradoxerweise zeigt sich dies gerade dort, wo Zwimpfer ein gesamtes Gebäude konstruiert hat: das heruntergekommene Landhaus der Gutsbesitzerin Anna Petrowna in der Inszenierung von Tschechows „Platonow“ 2021 im Theater Freiburg. Was man aber dort wirklich sah, war das merkwürdige Zusammenspiel von einerseits der detailreichsten Fülle alltäglichster Dinge und andererseits ihrer trostlosen Unverbundenheit, die das Haus auf sein eigenes Knochengerüst reduziert – trotz aller Dinge so hohl wie das unglücklich unfertige Leben all der Personen, die mit dem unseligen Dorflehrer Platonow verstrickt sind.
Das schwärzeste Gesicht jener Zusammenhangslosigkeit, die Peter Carp wohl gerade wegen seines sozialen Sinns so gut kennt, ist das Verlorensein in der Einsamkeit. Die gespenstisch schöne Leere des Raums der Luzerner Inszenierung von Elfriede Jelineks „Babel“ 2006 verdankte sich einer der vielen Erinnerungen Carps an Wien, nämlich an das berühmte Bellaria Kino. Wäre an der hier gezeigten...