Zunächst einmal hat sie Humor – eine Eigenschaft, die in der deutschen Performance-Szene nicht gerade weitverbreitet ist. Aber von der unterscheidet sich Antonia Baehr auch in manch anderer Hinsicht: durch originelle Konzepte, gut durchdacht und delikat zugespitzt, durch demonstrativen Verzicht auf Tagesmoden und durch ihre Weigerung, unzählige Variationen des ewig Gleichen abzuliefern. Sie ist – wie schön! – eine ganz eigenständige Künstlerin, ein Solitär, geistreich, selbstbewusst und unberechenbar.
Die Denkschubladen, die wir alle im Kopf haben, ob wir wollen oder nicht, reißt sie aus der Denke, schüttet den Inhalt aus und schmeißt ihn juchzend durcheinander. Aus diesem Chaos entsteht ihre Kunst, frei, verschwenderisch, voll kindlicher Lust am Erschaffen von Welt. Aber Vorsicht: Das Kind ist „jungklug“, und in seinen Schubladen war viel Wissen und Kühnheit, auch Theorie. Ein Chaoskuchen, aus solchen Zutaten gebacken, hat natürlich seine Tücken. Er mundet und sitzt adrett in der Form, ist geistig, poetisch – und giftig: jedes Stück eine Falle, in die man wohlig hineintappt.
Die Dialektik von Chaos und Struktur ist kompliziert, aber bei Antonia Baehr kommt sie ganz selbstverständlich daher. Je größer das Chaos, desto raffinierter die Struktur, die es zum Leuchten bringt. Und weil sie die Listen der Klugheit mit den Kapriolen...