Ätsch, nu kriegt‘se keener!
von Renate Schneider
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theater der Jungen Welt
Es gibt Stücke, bei denen geht einem Schauspieler schon beim Lesen das Herz auf. So eines war für mich »Ab heute heißt du Sara«. Ein ernstes Thema, mit Gefühl, Tiefgang und zartem Humor erzählt. Petra Dannenhöfer inszenierte es mit viel Energie und Leidenschaft. Dazu eine Liveband, die uns Schauspieler durch die Lieder trug. Erzählt wird die Geschichte der Jüdin Inge Deutschkron, die als Jugendliche den Holocaust in Berlin überlebte. Das Stück basiert auf ihrer Autobiograpfie. Während der Proben hatten wir das Glück, diese beeindruckende Dame persönlich kennenzulernen. Mehr als zehn Jahre danach ist mir unsere Inszenierung noch sehr präsent.
Eine Vorstellung ist mir besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben. Damals lag eine Spannung im Raum, die nie ein Regisseur inszenieren könnte. Meine Figur Inge verkauft mit ihrer Mutter den Hausstand, in der Erwartung, schon bald Deutschland verlassen zu können. Drei Interessenten kommen und feilschen aufs Ärgste, die Notlage der Familie ausnutzend. Die Szene gipfelt in einem Streit um eine antike Vase, welche die Mutter nicht bereit ist, für nur vier Reichsmark herzugeben. Schließlich lässt sie sie fallen und die Vase zerbricht. Worauf Inge frech grinsend ruft: »Ätsch, nu kriegt’se keener!«
Eines Tages war der Vorrat dieser Vasen aufgebraucht. Neue – diesmal...