Die Zukunft beginnt mit einem Brummen. Ein tiefes Uuuuuampf schießt über den Platz, als würde der Sonne, die soeben hinter den alten Mauern der Stara Gazownia, einer stillgelegten Brauerei im polnischen Poznań, verschwunden ist, mit einem letzten elektrischen Zucken die Glühbirne durchbrennen. Ein Fiepen plöckert dazwischen, rhythmisch seziert und mit dem krächzenden Sound eines Uraltmodems, das sich tapfer ins Internet zu kratzen versucht. Die Menge ist stumm, fast inbrünstig still. Tausende Gesichter, 3D-Brillen-quadriert. Eine Melodie schält sich heraus, ein Meer von Smartphones schießt empor. Und dann, mit einem Lichtblitz, sind sie endlich da: vier Männer vor einem Screen, nur von Stehpulten verdeckt, aus einer Vergangenheit, als die Zukunft noch recht rosig war.
Die vier Musiker der Band Kraftwerk, Synthesizerpioniere und Cyberpopper der ersten Stunde, sind einer der Hauptacts des Malta Festivals in Poznań. Eine performative Seelenschleuder durch fast vier Jahrzehnte Technologiegeschichte und damit Kraftzentrum eines Programms, das sich unter Gastkurator Romeo Castellucci in diesem Jahr mit dem guten alten Thema Mensch – Maschine auseinandersetzt. Gut und alt? Schön wär’s. Die Maschinen von heute sind furchterregender, da lebensbestimmender denn je. Apps, die unseren Kalorienverbrauch messen, Programme, die unsere Arbeit überwachen, Tracker, die unsere Schritte zählen … „Wir sind die Roboter“, sangen...