Christoph Frick: Während der Intendanz von Barbara Mundel hat sich das Theater Freiburg sehr intensiv und konkret mit der Stadt und deren Bewohnern, auch mit spezifischen Orten auseinandergesetzt. Inwiefern spielt das eine Rolle für euch als Schauspieler?
Melanie Lüninghöner: Mein erstes Engagement hier in Freiburg bekam ich direkt nach der Schauspielschule. Von Anfang an forderte das hiesige Theater den Schritt hinaus in die Welt, was ich total spannend fand. Es ging damals darum, infrage zu stellen, was der Schauspielerberuf ist, ihn vielleicht zu erweitern, zu öffnen: Was können Schauspielerei und Theater sein in einer Stadt? Man war gefordert, sich mit der Stadt auseinanderzusetzen. Es gab ein großes Interesse, Projekte mit Laien zu machen und Menschen mit ihren je eigenen Geschichten, Fähigkeiten und Kenntnissen als Spezialisten ins Theater zu holen. Das war spannend. Irgendwann kam allerdings bei mir der Punkt, an dem ich auf einmal das Gefühl hatte: Jetzt wird mein Beruf gerade derart infrage gestellt, dass es anfängt, mir Angst zu machen. Als würde mein Beruf aufgelöst. Deswegen verließ ich nach dreijährigem Engagement das Haus. Manchmal muss man weggehen, um zu erfahren, was man hatte. Über die Erfahrung des Weggehens begriff ich: Wenn ich weiter Theater machen will, dann kann...