Das Musikzimmer liegt ganz oben, im dritten Stock des Verwaltungsgebäudes des Maxim Gorki Theaters. Auf dem Flur riecht es nach Krankenhaus. Die Einrichtung des Zimmers mit dem so vielversprechenden Namen wirkt nüchtern, geradezu lieblos. Eine alte Musikanlage, auf der ein Zettel „defekt“ klebt, ein billig wirkendes Klavier, ein runder Tisch, Stühle, ein Spind und – immerhin – ein Sofa. Hierher muss man seine musische Hochgestimmtheit mitbringen, sie kommt einem nicht entgegen.
Das ist auch die Situation des neuen Gorki Theaters unter Shermin Langhoff. Alles sehr nüchtern, funktional, fast schon lieblos – man muss den neuen Geist erst hereintragen ins Haus, ihn durchsetzen mit einem Anspruch, der, kaum beginnt man über ihn zu sprechen, in viele verschiedene Ansprüche zerfällt. Es ist die Stunde der vielen Communitys in der urbanen Großstadtkultur, für die das Gorki Theater einen Anlaufpunkt bieten will. Übergang und Transformation sind die allgegenwärtigen Worte dieser ersten Spielzeit. Aber woher und wohin, vor allem zu welchem Zweck? Ist das als soziologischer Anspruch am Ende interessanter als von seinen künstlerischen Resultaten her?
Falk Richter betritt das Musikzimmer, er arbeitet als Gast hier, hatte an der Schaubühne mit „Trust“ einen Welterfolg gefeiert, das Stück wurde in 25 Sprachen übersetzt. Er scheint mit...