„Kulturmonument, geschützt durch das Volk“ steht auf einem großen Transparent auf der Freifläche zwischen Innenministerium und Nationaltheater in Tiranas Innenstadt. Genau hier, am Schnittpunkt zwischen diesen beiden Institutionen, prügelten Polizisten im Juli 2019 auf Schauspieler und Regisseure ein (siehe auch TdZ 09/2019). „Es war absurd: Polizisten, die von unseren Steuergeldern bezahlt werden, griffen Bürger an, die ein Kulturgut wie das Nationaltheater vor Demolierung und Abriss schützen wollten“, sagt Neritan Liçaj, Ensemblemitglied des Nationaltheaters in der albanischen Hauptstadt und damals mittendrin in den Tumulten. Liçaj tritt mit seinen Ensemblekollegen derzeit in einer Ausweichspielstätte auf, weil das kommunal finanzierte Theater den 1939 von einem italienischen Architekten errichteten Theaterbau verlassen hat. „Mein Theater aber ist das hier“, sagt er und weist auf das historische Gebäude, das er jetzt, gemeinsam mit etwa fünfzig anderen Aktivistinnen und Aktivisten, in einem Schichtsystem rund um die Uhr bewacht. Ihnen geht es um den Erhalt des alten Theaterbaus, vor allem aber um Widerstand gegen die komplette Umwandlung des historischen Innenstadtkerns in ein Shopping-Paradies und den Ausverkauf des öffentlichen Raums. Türme von 17 bis 21 Stockwerken sieht der Bebauungsplan vor. Mehr als 8000 Quadratmeter öffentliches Land sollen privatisiert werden.
Im Februar 2018 begann der Protest. „Erst führten wir einmal...