Be- und Zuschreibungen von Willy Pramls Theater
Prolog: Darstellende Kunst, ein ganzes Leben lang
Erschienen in: Poesie, Heimat und Politik – Theater Willy Praml (05/2024)
2011 wird im Kaisersaal des Römers in Frankfurt am Main der Binding-Kulturpreis verliehen, alljährlich mit 50.000 Euro ordentlich dotiert. Ich hatte die Ehre, die Laudatio auf den Preisträger Willy Praml zu halten; denn ihn habe ich all die Jahrzehnte über beobachten können: beim Theater mit Lehrlingen, beim Theater im Dorf, beim Theater mit Migranten, beim Theater zu Goethes Geburtstag, beim Theater der sozialen Praxis an der Fachhochschule, beim Theater im öffentlichen Raum und beim Theater in der Fabrik. Mit Studierenden der Hildesheimer Kulturwissenschaften haben wir vor Ort zudem gelernt, wie Kulturpolitik für die Darstellende Kunst geht, mit Kolleg:innen von Universitäten aus der Türkei, aus Japan und Südafrika haben wir uns über die Rolle von Theater in der Gesellschaft ausgetauscht. Und das Theater Willy Pramls hatte nicht nur kritische Fragen an sich selbst und die jungen und alten Kommiliton:innen, sondern auch immer eine Vielfalt an Antworten, was die Theaterarbeit will, kann und sollte. Aber was wissen wir von Willy Praml, der immerzu im Kollektiv forscht und produziert, und doch mit einer individuellen künstlerischen Handschrift Theater zu schaffen weiß? Mögen einige bearbeitete Passagen aus der mehr als zehn Jahre alten Laudatio den Versuch unternehmen, dem Phänomen von Pramls Profil auf die Spur...