von Yana Prinsloo
Erschienen in: Recherchen 175: Theaterarbeit – Praktiken der Freien Szene (08/2025)
Praktiken des Arbeitens wissenschaftlich zu evaluieren – das zeigen meine unterschiedlichen Perspektivierungsversuche –, stellt aufgrund von permanent stattfindenden (Neu-)Aushandlungen ihrer Definitionsgrenzen und ihrer De/Valorisierung eine Herausforderung dar. Meine praxisgeleitete Produktionsanalyse zeigt auf, dass Theater/Arbeit keine wertneutrale Tätigkeit sein kann, weil sie immer auch in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Prozessen und humandifferenzierenden Dynamiken verhandelt wird. Neben dem Verständnis von Theaterarbeit als Aufführung bedarf es genauso der Beschäftigung mit denjenigen Arbeitspraktiken und -kontexten, welche als (subventionierte) Projekt-, (intime) Beziehungs-, Vermittlungs-, (kulturpolitische) Verhandlungs- und als Erwerbsarbeit einen Großteil der Arbeitszeit einnehmen. Die Folgen eines eindimensionalen Verständnisses von Arbeit als Lohnarbeit zeigen sich endgültig bei der Beschäftigung mit den weniger beachteten Formen von Arbeit wie z. B. der Care-Arbeit und der Arbeit in der Freien Szene. Bei der Reproduktion eines leistungsorientierten Arbeitsdiskurses wird die körperliche Dimension von Arbeit als bestimmender Faktor oftmals unterschlagen. Zu diesen Tätigkeiten gehören die Praktiken der alltäglichen (Selbst-)Pflege genauso wie der Anspruch auf Erholung und Regeneration. Körperlichkeit als zentraler Faktor nimmt bereits bei Marx’ Arbeitstheorie einen hohen Stellenwert ein, sie wird aber auf das Verständnis vom Arbeiter als Arbeitskraft reduziert,1 welche ausgehend vom marxistischen Ansatz von feministischen Denker*innen erweitert wurde: Es ginge um die Betrachtung des Arbeitssubjekts von Kopf bis...