Essay
Künstlerische Vermittlung
Ein Beitrag zur Begriffsklärung
von Simon Niemann
Erschienen in: ixypsilonzett: Vermittlungskunst (07/2024)
Assoziationen: Kinder- & Jugendtheater Theaterpädagogik Wissenschaft
Mit Beginn meiner theaterpädagogischen Arbeit während meiner Ausbildung 2010 war die eigene Praxis von der Spannung zwischen Theater und Pädagogik geprägt. Die Diskussion begleitet das Berufsfeld der Theaterpädagogik seit ihren Anfängen und macht eine Diskrepanz deutlich, die sich nicht nur in unseren konkreten Tätigkeitsfeldern und in den Institutionen spiegelt, in denen wir arbeiten, sondern auch in dem theoretischen Erbe, welches das junge Feld der Theorie der Theaterpädagogik schultern muss: Der Theater- und Erziehungswissenschaften. Seit ungefähr 25 Jahren spielt jedoch ein weiterer Begriff eine immer größere Rolle, der diese Gegenüberstellung geschickt unterwandert. Erst gewinnt er in der bildenden Kunst nach und nach an Popularität und wird nun auch vom Theater, der Musik und dem Tanz adaptiert: Der Vermittlungsbegriff. Bereits 2012 fragt Geesche Wartemann in den Hildesheimer Thesen nach der Zukunft der Theatervermittlung am Beispiel Kinder- und Jugendtheater1 und stellt eine gewisse Unschärfe in der Verwendung des Begriffs Vermittlung fest. Zwei Jahre später schreibt die Kuratorin und Regisseurin Sara Ostertag, der Begriff werde „inflationär“2verwendet und mit „widersprüchlichen Konzepten, Modellen, Methoden und Zielsetzungen“3 in Zusammenhang gebracht. Was ist seitdem passiert? Die Museumspädagogik wurde zur Kunstvermittlung, die theaterpädagogischen Abteilungen an Stadt- und Staatstheatern werden vielerorts – meist im Zuge eines...