Orchestration von Bewegung: Performancekunst
Avantgardefilm als Performancekunst
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Theater erschien Bauhauskünstlern wie Moholy-Nagy als eine Kunst, in der sich die historisch verschiedensten Äußerungsweisen konzentrieren und zu einer Totalität zusammenschließen, als eine Art Mittelpunktkunst, in der sich die unterschiedlichen Äußerungsweisen miteinander verknüpfen ließen.213 Jedoch: Der technologisch-industriell hergestellte und vermittelte Film war/ist die spezifische Kunst des Zeitalters der alles durchdringenden industriellen Technologisierung, und er hatte/hat das enorme darstellerische Potenzial, in der zweidimensionalen Flächigkeit seiner Projektionen ein Grundanliegen des Koordinatenwechsels der westlichen Künste in gleichsam reiner Form realisieren zu können – die Inszenierung von Bewegung als solcher in der Vorherrschaft des Visuellen, oder anders: das in Bewegung gebrachte Bildliche. Hans Richter, aus dem Berliner Dada kommend, schuf mit RHYTHMUS 21 einen der ersten abstrakten Experimental- oder Avantgardefilme, die in der Erforschung des spezifisch Kreativ-Künstlerischen des neuen Industrieprodukts Film Bewegungen von Formen, Licht, Dingen gestalteten – Darstellungen, die von nichts anderem als diesem Geschehen sprachen/sprechen sollten. Sein Streifen zeigt sich vergrößernde, verkleinernde, verschwindende Gebilde als fließenden Wechsel von dunkel zu hell und umgekehrt. In den 1970er Jahren betonte er, das Magische, Poetische, Irrationale wären essentiell kinematografisch; es sei wesentlich für den Film als Kunstform. Die Geschichte der Künstler der 1920er Jahre, die die „Reproduktion im Film vom BewegungsVisuellen her“...