Theater der Zeit

Das Welttheater der Scham

30 Annäherungen an den Entzug der Darstellung

von Hans-Thies Lehmann

Erschienen in: Recherchen 12: Das Politische Schreiben – Essays zu Theatertexten (10/2012)

Dreißig Annäherungen an den Entzug der Darstellung

1 Scham ist ein ganz besondrer Affekt. Das Wort geht über ahd. scama auf die idg. Sprachwurzel [* kem-] zurück, die »bedecken, verhüllen« bedeutet. Wenn andere Affekte sich nicht nur manifestieren, sondern die expressive Mitteilung etwa des Wütenden zum Wesen des affektiven Zustands gehört, so ist Scham eher ein Anti-Affekt, allererst Ausdruckshemmung. Scham versucht noch, verschämt, sich zu verhüllen, faltet sich inwendig: Scham über die Scham. Der wesentliche Inhalt und das »Ziel« dieses Affekts ist aber selbst wiederum Verbergung, Verhüllung, Flucht und Abweisung des Blicks der anderen. Nicht viel fehlt, und die Maske könnte als Synonym der Scham gelten. Maske wie Scham schützen und beschirmen einen Bereich des Selbst, den eigenen wie den der anderen, grenzen einen Intimbereich gegen fremde Zu-dringlichkeit ab, verneinen beide den Austausch der Blicke, die Verhüllung der Identität ebenso wie das niedergeschlagene Auge.

2 Im gesellschaftlichen Leben leiden die »Zartheit der Empfindungen und des Verkehrs« darunter, daß Scham und Keuschheit – Begriffe, die »gewisse Feinheiten, Reserven und Distanzierungen« in allen Bereichen des Verhaltens auszudrücken berufen wären – im Sprachgebrauch einseitig auf das Sexuelle fixiert sind; dies hat neben anderen Georg Simmel in einem Aufsatz ZUR...

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